Wanderbühne// 2017
Kunde: KU Eichstätt-Ingolstadt
Tätigkeit: Bühnenkonzept/ -entwurf/ Umsetzung
Konzeption und Umsetzung eines Bühnenbildes für Max Frischs „Biedermann“ im Rahmen der Eichstätter Wanderbühne. Die Vorstellungen fanden an drei Abenden im Juni statt…







Biedermann und die Brandstifter ist ein Drama des Schweizer Schriftstellers Max Frisch. Es handelt von einem Bürger namens Biedermann, der zwei Brandstifter in sein Haus aufnimmt, obwohl sie von Anfang an erkennen lassen, dass sie es anzünden werden. Der Untertitel lautet „Ein Lehrstück ohne Lehre“.
Inszeniert wurde das Stück vom Studiengang “Theaterpädagogik” der Universität Eichstätt. Die Aufführungen fanden im Theatron, der Freilichtbühne der Universität statt.
Als Kern meiner bildnerischen Arbeit am Stück sehe ich die Visualisierung der sich stetig steigernden Spannung parallel zur Dramaturgie (das Bild in meinem Kopf ist „wie Kerze an Vorhang…“). So soll die allgegenwärtige Feuergefahr hörbar, sehbar und spürbar werden.
Eine besondere Herausforderung stellt die Tatsache dar, dass es während der Aufführung dämmert. Dies habe ich versucht, eher als Chance denn als Schwäche zu sehen, auch ist der zeitliche Rahmen sehr eng gesteckt, sodass das „Kreativteam“ nur eine Vorlaufzeit von etwa zehn Wochen hat.
Mir war bereits vor der tatsächlichen Arbeit am Stück klar, dass die Bühne eher eine Wiedergabe der Dramaturgie sein soll denn eine bloße Nachstellung der Räumlichkeiten im Buch. Hier ein Auszug meiner Notizen:
„Gutes kommt nicht aus Gutmütigkeit“: Biedermann handelt nicht aus Nächstenliebe, sondern aus Eigennützigkeit: hofiert die Brandstifter, da Angst um seinen Ruf, seine Unversehrtheit: alles in hellem Grau (durchlaufender roter Faden) | wirkt auf ersten Blick wie weiße Weste (Saubermann/ aalglatt/ astrein), ist aber eigtl. höchst neutrale/ schmutzige Farbe | sinnbildlich für „keine Farbe bekennen“ | alles wirkt wie leere Hülle aus Plastik (kein Inhalt/ keine Überzeugungen | nur oberflächlicher Schein | auch die Zeitung, die Biedermann anfangs ließt grau, kein Inhalt. Biedermann ist nicht an Außenwelt/ Mitmenschen interessiert | extrahiert nur Stammtischparolen | ließt Zeitung, weil es sich für eine Person seines Standes so gehört | alles wird im direkten und übertragenen Sinn zur Projektionsfläche
mit Biedermaieroptik spielen | Inbegriff von „Spießigkeit“ | Inventar/ Kostüme durch Verschnörkselung & grauen Farbauftrag noch kitschiger wirken lassen/ wie Plastik
Arbeit mit Projektoren: anfangs sparsam & kaum sichtbar als kurzes flackern | werden mit steigernder Dramaturgie/ Dunkelheit häufiger eingesetzt/ sollen Spannungsbogen mitmachen/ visualisieren | blitzbildartige Visualisierungen sollen Zuschauer das Gefühl von Manipulation geben sowie auch Biedermann manipuliert wird („Biedermann im Zuschauer triggern“) | wird zunächst nur auf Bühne als „falsche“ Fenster eingesetzt (zeigen nicht Außen- sondern Innenwelt), später wird auch auf Szenerie und umliegende Gebäude projiziert | zum Höhepunkt: wildes Feuerflackern
Arbeit mit Sound: man hört anfangs natürliche Klangkulisse (Vogelgezwitscher/ Blätterrauschen), allerdings aus versteckten Lautsprechern | steigert sich ebenfalls, wird zu knistern, Sirenengeheul
Arbeit mit Scheinwerfern: aus grau wird rot (Hitze, Erotik zum Höhepunkt)
Alles zusammen soll parallel zum Schauspiel beim Höhepunkt (das große Gansessen) für einen Moment zur ekstatischen Übersteuerung führen. Die verschiedenen Hilfsmittel steigern sich ganz natürlich, da der Einbruch der Dunkelheit auf den letzten Akt gelegt wurde und dann erst die Projektionen und Scheinwerfer langsam auftauchen, dazu kommt die Klanginstallation.
Regie: Claudia Bürk-Auner
Assistenz: Lorenz Karg/ Ina Vöhringer
Bühnenbild: Johannes Zecherle
Kostüm: Kristina Schmitt
Video: Eva Neidlinger
Ton: Gustav Edelmann